Rückblickend auf mein (Radsport-) Jahr 2024 gab es einige Aha-Effekte, zwei harte Rennen und natürlich wunderschöne Momente. Tatsächlich habe ich mein erstes Buch für Radfahrer geschrieben. Die Veröffentlichung ist für das Frühjahr 2025 geplant. Als Weihnachtsgeschenk gab es meine ersten SPD-Wattpedale (ASSIOMA PRO MX), die durch die damit mögliche Analyse der Pedalbewegung (Stichwort Cycling Dynamics) neue Einsichten generieren. Erschreckend waren hingegen meine Recherchen zu der Erkrankung des Grauen Stars und den damit verbundenen Risiken für Radfahrer im Straßenverkehr. Über meine Rennen, den Ötztaler Radmarathon und das Istria300 (Istria155) habe ich bereits ausführlich berichtet. Beginnen möchte ich mit einem kleinen Ausflug in die Dolomiten und dem Warten auf den Sommer.
Wenn mechanische Schaltzüge rosten
Maximales Training in minimaler Zeit? Dieses Prinzip gilt für mich eher nicht. Junkmiles sind mein Alltag. Auch 2024 gabs davon reichlich. Wobei der Begriff Junk in meinen Augen nicht stimmig ist. Erstens genieße ich jede Minute auf dem Rad und das ist natürlich kein Junk, kein Müll, sondern pure Freude. Und zweitens erzielt man auch durch Umfänge eine Formverbesserung. Was jedoch strukturiertes, effektives Training angeht, so muss ich passen und nahezu alle Coaches würden bei mir die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Dennoch galt für mich 2024 in meinem Bergtrainingslager das Maximalprinzip: So viele Höhenmeter in der gegebenen Zeit wie möglich. Um es vorweg zu nehmen: 12 Tage, gut 1100 Kilometer und über 35.000 Höhenmeter wurden es schlussendlich.
Mein Training findet Tag ein, Tag aus in der Regel im Flachen statt. Für meine Teilnahme am Ötztaler Radmarathon 2024 sollten noch ein paar Höhenmeter her. Zwar war meine Teilnahme 2023 auch ohne einen einzigen Pass im Vorfeld möglich, allerdings zwickte es damals arg im Rücken. Rückenschmerzen können schnell das Aus im Rennen bedeuten. Die Muskulatur im unteren Rücken unterliegt beim Bergauffahren einer anderen Belastung als in der Ebene. Daher wollte ich so viele Höhenmeter wie möglich absolvieren und den unteren Rücken an den Berg gewöhnen. Was eignet sich dafür besser als Training in den Bergen? Der Sommer lies dieses Jahr allerdings auf sich warten und in den Bergen war es lange winterlich kalt. Knapp zwei Wochen Sommerurlaub waren in den Dolomiten geplant. Das Wetter war jedoch durchwachsen. In dieser Zeit fand auch der bekannte Radmarathon Marathona del Dolomites statt. Die Startplätze sind begehrt und der Radmarathon schnell ausverkauft. Dieses Jahr war ich nicht traurig keinen Startplatz ergattert zu haben. Das Wetter war Anfang Juli nass-kalt. Für meine Trainingsziele reichte es täglich ein paar Stunden auf dem Rad zu verbringen. Bei Regen gab es lange Bibtights und Handschuhe, Überschuhe, Regenjacke und Helmüberzug. Bergauf war mir der Regen ziemlich egal. Bergab hatte ich es mit Spritzwasser und rutschigem Asphalt zu tun. Dennoch behielten die Dolomiten auch bei Regenwetter ihren Zauber. Mein Rad freute sich hingegen nicht so über die Nässe. Tatsächlich hatten die Fahrten im Dauerregen dazu geführt, dass meine Schaltung ein paar Wochen später den Geist aufgab. Unglaublich, aber wahr: meine Schaltzüge waren in den Zughülsen gerostet und mussten nach dem Urlaub ausgetauscht werden.
Tödliche Gefahr im Straßenverkehr – Grüner Star
Freiwild! So fühlt es sich zumindest zeitweise auf dem Rad an. Es gibt kaum einen Radfahrer der das ungute Gefühl im Verkehr nicht kennt. Allerdings geht es hier dabei gar nicht zwingend um die fahrlässigen oder rücksichtslosen Autofahrer, die Radfahrern die Vorfahrt nehmen oder zu knapp überholen. Und es geht auch nicht um bösartige Menschen hinter dem Steuer, die als harmlosesten Akt die Scheibenwischanlage nach einem Überholvorgang betätigen. Nein! Hier soll es um Menschen gehen, die Radfahrer schlichtweg übersehen, nicht sehen, nicht sehen können. Schuld ist nicht der fahrlässige Blick aufs Smartphone, sondern eine Erkrankung, die den Blick im wahrsten Sinne des Wortes trübt. Es geht hier um den Grünen Star, auch Glaukom genannt. Der Grüne Star ist eine häufige Augenerkrankung, die lange Zeit unbemerkt bleibt. Betroffene sehen zunehmend schlechter. Und sie merken davon lange Zeit nichts. Das Sichtfeld verengt sich bei Betroffenen und es können „blinde“ Flecken auftreten. Gerade die Einengung des Sehfelds bleibt lange unbemerkt. Wenn einem Radfahrer also die Vorfahrt genommen wurde, kann es sein, dass der beteiligte Autofahrer den Radfahrer schlichtweg nicht gesehen hat.
Jedes Jahr erblinden rund 2000 Menschen aufgrund des Glaukoms. In Deutschland sind über 900.000 Menschen von dieser Krankheit betroffen, wobei eine ständige, nicht unerhebliche Dunkelziffer besteht. Die Augenschäden können nicht rückgängig gemacht werden. Die Krankheit kann bestenfalls aufgehalten werden. An Erblindungen weltweit beträgt der Anteil des Glaukoms 15 Prozent. Von allen Personen ab dem 40 Lebensjahr haben knapp 2,5 Prozent Glaukom oder einer seiner Vorstufen.
Ich möchte hier auf diese Erkrankung aufmerksam machen. Es ist erstens wichtig zu verstehen, dass viele Menschen nicht bemerken, dass sie schlecht sehen, daher unbedarft am Straßenverkehr teilnehmen und hinter dem Steuer sitzen. Zweitens betrifft diese Erkrankung natürlich auch Radfahrer. Drittens möchte ich die Gesellschaft für diese Erkrankung sensibilisieren und hoffe, dass sie von unserem Gesundheitssystem endlich als schwerwiegende Gefahr erkannt wird. Denn für den Grünen Star gibt es keine wirkliche medizinische Vorsorgeuntersuchung. Er kann erst festgestellt werden, wenn bereits eine Schädigung im Auge vorhanden ist. Die Schädigung muss allerdings noch nicht gravierend sein und im Frühstadium ist das Sehvermögen nur geringfügig oder noch gar nicht beeinträchtigt. Wird der Grüne Star schnell erkannt, kann mitunter gegengesteuert werden. Ein Problem ist, dass die Vorsorge beim Augenarzt keine Kassenleistung ist und sich daher kaum jemand auf den Grünen Star untersuchen lässt. Zu 100 Prozent geklärt ist die Entstehung des Glaukoms noch immer nicht. Jedoch ist ein Faktor das schlechte Abfließen von Kammerwasser im Auge, wodurch sich der Augeninnendruck erhöht. Der erhöhte Druck führt zur Schädigung des Sehnervs. Weiterhin tragen Durchblutungsstörungen, abnormaler Blutdruck oder Diabetes mellitus zum erhöhten Krankheitsrisiko bei.
Bei Verdacht auf Glaukom wird zunächst der Augeninnendruck gemessen. Durch einen zu hohen Augeninnendruck wird der Sehnerv allmählich geschädigt. Dies passiert nicht von heute auf morgen, sondern dauert Jahre bzw. Jahrzehnte an. Der Augeninnendruck ist nicht spürbar, nur messbar. Hier sind wir schon beim ersten Problem. Der Augeninnendruck ist eine individuelle Angelegenheit. Der Augeninnendruck kann der Norm entsprechen und für die individuelle Person dennoch zu hoch sein. Die gängige medizinische Vorsorge besteht jedoch in der Messung des Augeninnendrucks. Ist der Augeninnendruck gemessen an einem Normwert zu hoch, muss dieser gesenkt werden. Dafür werden Augentropfen verabreicht, die den Druck senken. Die Tropfen müssen dauerhaft genommen werden und haben entsprechend Nebenwirkungen. Allerdings ist ein erhöhter Augeninnendruck (okuläre Hypertension) weder notwendig, um an Glaukom zu erkranken, noch muss man bei bestehendem erhöhten Augeninnendruck auch zwingend Grünen Star entwickeln. Tatsächlich haben im europäischen Raum zwei Drittel der an Glaukom-Erkrankten auch einen erhöhten Augeninnendruck. Die restlichen Betroffenen leiden an einem Normaldruckglaukom mit „normalem“ Augeninnendruck. In Japan beträgt diese Gruppe des Normaldruckglaukoms sogar 90 Prozent. Die Ursachen für ein Glaukom bei normalem Innendruck sind noch nicht geklärt. Festgestellt werden kann eine Einschränkung des Sichtfelds. So wird generell versucht möglichst früh die ersten Schädigungen durch Glaukom zu erfassen. Die Augeninnendruckmessung und Gesichtsfelduntersuchung werden häufig angewendet oder auch bildgebende Verfahren, die geringgradige Schäden z.B. am Sehnerv erfassen.
Kurz: Es gibt bislang medizinisch nicht die Möglichkeit entstandene Schäden durch den Grünen Star, das Glaukom, rückgängig zu machen! Jegliche Behandlungsmethoden zielen darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und wenigstens zu verlangsamen, um eine Erblindung zu verhindern. Eine Glaukom-Vorsorge ist daher ab dem 40. Lebensjahr unabdingbar.
Ausblick 2025
Im Frühjahr ist die Veröffentlichung meines ersten Buchs für Radfahrer geplant. Darin geht es unter anderem darum, wie man sich als Radfahrer gesund und leistungsfähig hält. 2024 beende ich mit über 1400 Stunden im Radsattel und über 34.000 Kilometern. 1400 Stunden machen einem nicht zum Profi, um diesen Umfang zu erreichen bedarf es jedoch einen gesunden Körper. In meinem neuen Buch verrate ich meine Tipps für Fitness und Gesundheit. Rennen sind 2025 natürlich auch wieder geplant, wobei bislang das Istria300 auf der Liste steht. Beim Ötztaler Radmarathon hängt meine Teilnahme unter anderem vom Losglück für einen Startplatz ab. Ich werde die ASSIOMA PRO MX weiter testen und in einem Blog-Artikel über meine Erkenntnisse wie den Q-Faktor informieren. Natürlich erwarten euch noch weitere spannende Themen auf meinem Blog. Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit und einen gelungenen Start ins neue Jahr.
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Literatur:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/61550/Ophthalmologie-Wie-das-Normaldruckglaukom-entsteht