Akklimatisierung ist für die Besteigung des Mont Blanc unabdingbar. Dafür ging es für uns auf die Aiguille du Midi (3842 m). Hier befindet sich die zweithöchste Seilbahnstation Europas.
Wir trafen uns am Vormittag an der Talstation der Bahn mit Marcel. Über den Vorplatz der Station in Chamonix schob sich bereits eine lange Schlange von Menschen, die offensichtlich ebenfalls vorhatten mit der Bahn in luftige Höhen zu fahren. Marcel lachte über unsere erstaunten Gesichter: „Das ist noch gar nichts! Was glaubt ihr was hier im Hochsommer los ist? Da stehen die Leute bis in die Fußgängerzone von Chamonix hinein an.“ In der Bahn waren wir dann die einzigen Bergsteiger. Um uns herum waren nur Touristen in teils luftiger Kleidung und musterten uns. Oben angekommen bahnten wir uns unseren Weg durch die Menschenmassen. Unmittelbar in der Seilbahnstation befindet sich ein Tunnel. An seinem Ende wartet ein Abgrund. Hinter einer Absperrung geht es einen steilen Firngrat hinunter zum Col du Midi (3.532 m).
Die Touristen drängten sich an der Schranke vor dem Grat und blickten in die Tiefe. In wenigen Minuten sollten wir uns dort draußen am ausgesetzten Grat befinden. Ich nahm all meinen Mut zusammen. Wir schnallten unsere Steigeisen an. Am kurzen Seil ging es den Grat hinunter. Links und rechts gingen die Schneeflanken steil in den Abgrund. Schwindelfreiheit ist hier ein absolutes Muss. Die Aussicht war der Wahnsinn. Der Himmel war stahlblau. In der Ferne ragten die Gipfel der Mont-Blanc-Gruppe empor. Es macht mir unerwartet viel Spaß. In der Ebene angekommen, suchten wir unseren Weg zwischen den Gletscherspalten bis wir knapp unter der Cosmique Hütte standen. Wir hatten vor die nächsten beiden Nächte auf der Hütte zu verbringen und in der letzten Nacht auf den Mont Blanc zu steigen. Über den Gletscher führt der Zustieg zur Hütte zum Haupteingang. Wir nahmen jedoch den Weg über den Beginn des Cosmique Grats über die Felsen und erreichten die Hütte so über den Terrassenzugang.
Wir verbrachten den restlichen Tag auf der Hütte, um uns an die Höhe zu gewöhnen. In regelmäßigen Abständen trafen Bergsteiger aus allen Herrenländern auf der Hütte ein. Es war höchst interessant ihren Geschichen zu lauschen, während man im Gastraum oder auf der Terrasse saß. Am nächsten Tag stand der Cosmique Grat auf dem Programm. Von der Hütte klettert man dabei über Felsen bis zur Bahnstation der Aiguille du Midi. Ich hatte ziemlichen Bammel. Die Kletterei ist sehr ausgesetzt, wobei man sich quasi ständig am Abgrund bewegt. Die Aussicht war dafür unbezahlbar. Am Ende geht es über eine Stahlleiter auf die Terrasse der Bergstation.
Für die Besucher der Station, waren wir wie Ausserirdische. Alle musterten uns von oben bis unten. Wir genossen mit ihnen das Panorama und holten uns in einem der Restaurants einen heißen Kaffee. An dieser stelle sei erwähnt, dass die Aiguille du Midi ein rießiger Komplex ist. Es finden sich neben Restaurant, Cafeteria, Souvenirshops zahlreiche Ausstellungen und andere Attraktionen für die Besucher der Bergstation. Anschließen machten wir uns wieder über den Grat zur Col du Midi und zur Cosmique Hütte auf.
Erfahre alle Neuigkeiten des Blogs. Melde Dich zum Newsletter an.