Der ultimative Traum eines passionierten Rennradfahrers? Unendliche Passstraßen! Am besten in traumhafter mediterraner Landschaft auf einer einsamen Insel ohne Verkehr! Das gibt es so leider nicht, zumindest nicht zu hundert Prozent. Zypern kommt der Sache aber schon sehr nahe. Das vierte Jahr in Folge wartet 2020 nun das Trainingslager auf Zypern. Für alle, die eine Lokation für ihren Radurlaub suchen, möchte ich Zypern hier vorstellen.
Fact sheet
Zypern rangiert noch unter den Geheimtipps für ambitionierte Radfahrer. Die bekannteste Insel für Radsport ist wohl Mallorca. Gerade zum Kilometersammeln im Frühjahr tummeln sich dort zahlreiche Radfahrer. Wer mehr Bergtraining haben möchte, der fliegt oft auch nach Gran Canaria. Manchmal herrscht auf diesen beiden Inseln mehr Radverkehr als in Großstädten zur Rushhour. Zypern hingegen bietet das Gefühl der Exklusivität. Zwar sind dort auch einige Profiteams und Hobbyradsportler unterwegs, aber bei weitem nicht so viele. Was noch dazu kommt, Zypern ist weitläufig. Auf Gran Canaria macht der ein oder andere eine Inselumrundung. Auf Zypern ist das nur schwer möglich. Nicht nur weil Zypern die drittgrößte Insel im Mittelmeer ist, sondern auch weil der Nordteil seit 1974 durch die Türkei militärisch besetzt ist und eine Grenze den südlichen und nördlichen Teil trennt. Der türkische Nordteil erkennt die Regierung des griechischen Südens – der Republik Zypern – nicht an. Seit 2004 gehört Zypern zur Europäischen Union. Weltweit erkennt jedoch kein Staat, außer die Türkei selbst, die Türkische Republik Nordzypern als Staat an.
Zypern ist ehemalige Kronkolonie Großbritanniens. Dementsprechende herrscht noch heute Linksverkehr. Für Radsport ist Zypern eher weniger bekannt. Der nordöstliche Teil ist recht flach. Dort gibt es fruchtbare Böden und ausgeprägte Landwirtschaft. Der Großteil davon ist von der Türkei besetztes Gebiet. An der West- und Südküste findet man zwischen den Städten Paphos und Larnaka eine Autobahn und daneben eine Schnellstraße mit deutlich weniger Verkehr, die von Radfahrern gerne genutzt wird. Insbesondere Triathleten findet man dort vermehrt, da sich die Höhenmeter in Grenzen halten und mit Zeitfahrrädern gut trainiert werden kann. Der südöstliche Teil ist relativ flach und für Anfänger geeignet. Highlight sind aber die zahlreichen Straßen, die ins griechische Inland führen. Zypern ist zu rund einem Fünftel mit Wald bedeckt. Das Troodos-Gebirge liegt im Zentrum der Insel und der höchste Berg Olympos reicht auf 1952 Meter. Neben Rennrädern, bietet sich auch die Möglichkeit mit dem Mountainbike die Insel zu erkunden. Zahlreiche Trails und Wege bieten alle Varianten für Anfänger und Profis.
Wie alles begann
Es sollte ein Last Minute Urlaub werden. Eigentlich war ein Rennradurlaub im spanischen Gefilde Ende April 2016 angepeilt. Jedoch herrschte zu dieser Zeit Tiefdruckeinfluss über der Iberischen Halbinsel und den Kanarischen Inseln. Und eine Wetterfee fliegt nicht dorthin wo es regnet. Vom östlichen Mittelmeer hatte ich keine Ahnung, wo man am besten Rennradfahren kann. Kreta kannte ich, doch die Straßen und Wege dort, würde ich eher mit einem MTB befahren wollen. Ein Schweizer Bekannter empfahl uns Zypern. Er war regelmäßig dort und kannte auch den Besitzer eines ansässigen Radverleihs Bike Cyprus: Thomas Wegmüller – ein ehemaliger Radprofi. Wir erhaschten eines der letzten Last Minute Angebote und loggten Zypern als Ziel ein. Uns erwartete einer der schönsten Urlaube ever!
Generell ist das Wetter auf Zypern beständig. Für die ansässige Landwirtschaft können geringe Regenfälle bei fehlender Bewässerung ein Problem werden. Uns Radfahrern kommt das Ganze natürlich entgegen. Im gebirgigen Teil ist man lange Zeit alleine und oft ohne Autoverkehr unterwegs. Man sollte immer etwas zu Essen, wie Riegel oder Gels bei sich haben, da es Supermärkte oder Kaffees nicht wie Sand am Meer gibt. Wasser war bisher nie ein Problem, da die Zyprioten unglaublich freundlich und hilfsbereit sind. Man kann jederzeit um Wasser und das Füllen der Radflaschen bitten. Die Kaffeekultur besteht – wie in vielen Mittelmeerstaaten – aus ordinärem Nescafe oder sehr empfehlenswerten einheimischem Cyprus-Coffee. Schnapsliebhaber sollten unbedingt Zivania probieren. Den Tresterbrand gibt es ausschließlich auf Zypern. Als Ausgangspunkt für Bergtraining eignet sich die Südwestküste. Von dort kann man ohne große Umschweife ins Landesinnere starten. Die Anstiege sind oft steil und man macht auf 30 Kilometer grob 1000 Höhenmeter. Die Qualität der Straßen ist sehr unterschiedlich. Einige sind neu geteert. Bei anderen muss man häufige Schlaglöcher in Kauf nehmen. An der Südwestküste finden sich im Meer die Felsen der Aphrodite (Aphrodite’s Rock). Die wunderschönen Felsformation im Meer gilt als der Geburtsort der Liebesgöttin Aphrodite aus der griechischen Mythologie und ist einen Besuch wert.
Ich freue mich schon auf das diesjährige Trainingslager dort und werden natürlich berichten. Zypern ist ein absolutes Muss für jeden Radsportler und gehört auf jede Bucket List.
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Tourenvorschläge auf Strava/Komoot:
2017: https://www.strava.com/activities/963246888
2018: https://www.strava.com/activities/1452841221
2019: https://www.strava.com/activities/2179530797
2020: