Test: Winterschuhe fürs Fahrrad

Gegen kalte Füße im Winter helfen klassischer Weise Überschuhe. Einige Radfahrer greifen auch auf die bewährte „Alufolien-Umwicklung der Füße“ zurück. Da der Radmarkt und sein Umsatz jedoch die letzten Jahre stark gewachsen ist, gibt es mittlerweile von vielen Radschuh-Herstellern immer mehr spezielle Winterschuhe für die kalte Jahreszeit. Während Überschuhe mitunter ein rechtes Gefummel beim Anziehen darstellen, sind Winterschuhe schnell an- und ausgezogen. Bei Nässe und Schmutz nach der Radfahrt, bleibt der Dreck auch da und verteilt sich nicht wie bei Überschuhen. Gerade Pendler schätzen das einfache Wechseln der Schuhe nach bzw. vor der Fahrt. Winterschuhe mit SPD-Cleats gibt es in größerer Anzahl als Schuhe mit 3-Loch-Aufnahmen für Rennrad-Cleats, allerdings wächst auch bei letzteren die Auswahl stetig. Ich möchte hier zwei Marken vorstellen, die ich als Winterschuhe seit Jahren nutze: SIDI und NORTHWAVE. Alle Schuhmodelle verfügen über reflektierende Elemente, die zur Sichtbarkeit in der Dunkelheit beitragen. Zudem besitzen die von mir getragenen Modelle eine wasserdichte Gore Tex Membran, die auch eine sehr gute Atmungsaktivität bietet. Trotz vieler Gemeinsamkeiten, gibt es besonders hinsichtlich der Wärmeleistung Unterschiede, wodurch sich die Einsatzbereiche nicht völlig decken. Spezielle Damenmodelle gibt es bei beiden Marken leider nicht. Für Frauen mit kleineren Schuhgrößen bleibt dann ggf. nur die Möglichkeit den Schuh durch das Einlegen einer zusätzlichen Sohle um ein bis eineinhalb Größen zu verringern. SIDI-Schuhe haben italienische Größen und sind daher um ein bis zwei Nummern kleiner als die üblichen Schuhe mit EU-Größenkennzeichnung.

Auslaufmodell Northwave Celsius Arctic 2 GTX (Bildquelle: https://www.mantel.com)

Mein erstes Paar Winterschuhe habe ich in der Wintersaison 2016/2017 erstanden. Es ist bis heute mein mit Abstand wärmstes Paar: Northwave Celsius Arctic 2 GTX. Gleich vorweg: das Modell ist als Auslaufmodell nur noch in wenigen Radshops in ausgewählten Größen erhältlich. Dabei ist der Preis jedoch recht moderat verglichen mit den aktuellen Modellen am Markt. Wem der Schuh passt, kann ich nur raten zuzuschlagen! Northwave bietet mittlerweile zahlreiche Modelle von Winterschuhen an. Das teuerste Modell „Flagship GTX“ wird in der Sparte MTB geführt.

PUSH HARDER Socken

Das „Celsius-Arctic-Modell“ von Northwave mit 2-Loch-SPD-Cleataufnahme gibt es 2022 in zwei Ausführungen: X-CELSIUS ARCTIC GTX und CELSIUS XC ARCTIC GTX. Das letztere Modell ist in unterschiedlichen Farben erhältlich. Preislich werden beide mit 269,99 Euro ausgewiesen (Stand 07.12.2022, Reduzierungen ausgenommen). Die X-CELSIUS ARCTIC GTX Schuhe besitzen – wie die von mir getesteten Northwave Celsius Arctic 2 GTX – eine Gore-Tex® Koala-Membran, die besonderen Schutz vor Kälte bietet. Die CELSIUS XC ARCTIC GTX sind mit einer Gore-Tex Rattler®-Membran ausgestattet, die sich vor allem durch Flexibilität auszeichnet. Die neueren Modelle haben beide eine Arctic 4Layer Einlegesohle aus EVA und Aluminium sowie EVA und Pile. Die von mir getesteten Northwave Celsius Arctic 2 GTX haben keine Alusohle. Allerdings habe ich mir beholfen und eine dünne Alusohle eingelegt. Eine Neuerung bei den ARCTIC-Schuhen ist der SLW2 Drehverschluss. Ein Drehverschluss ist bei fast allen neueren Schuhmodellen von Northwave zu finden und bei vielen Fahrern sehr beliebt, hat aber den Nachteil, dass er relativ empfindlich ist und schnell mit Dreck verklebt. Northwave hat 2022 das neue robustere MTB-Modell HIMALAYA wieder ohne Drehverschluss und mit altbewährtem S.L. System und Power Strap Verschlußsystem herausgebracht, das mein Northwave Celsius Arctic 2 GTX besitzt. Für ruppig Fahrten im Gelände die bessere Wahl, allerdings wird die Beweglichkeit durch die festere Schuhkonstruktion etwas eingeschränkt. Die Schuhsohlen haben ein unterschiedliches Profil. Mein Modell hat wie die CELSIUS XC ARCTIC GTX eine Jaws Carbon Sohle mit groben Profil an der Schmutz weniger gut haftet, aber weniger Halt beim Gehen bietet. Die Explorer-Sohle mit Michelin-Sohlenprofil der X-CELSIUS ARCTIC GTX bieten besseren Grip. Der Northwave Celsius Arctic 2 GTX ist der Schuh meiner Wahl bei eisigen Minusgraden.

EXTREME R GTX, Bildquelle: https://www.northwave.com

Für Ausfahrten auf dem Rennrad nutze ich mittlerweile Schuhe mit 3-Loch-System für Rennradcleats, die erst seit ein paar Jahren auf dem Markt sind. Mein Schuh der Wahl für frostige Minusgrade ist der EXTREME R GTX von Northwave. Der Schaft aus Neopren bietet beste Beweglichkeit. Beim Einstieg in den Schuh und beim Ausziehen ist der Easyfit Climaflex Kragen manchmal etwas nervig, aber er schützt uverlässig vor Wind und Nässe. Er ist allerdings nicht komplett wasserdicht. Da ich den Schuh ohne Wärmestau nur bis maximal 5 Grad plus tragen kann und bei geringeren Temperaturen unter 5 Grad meist Schnee anstatt Regen fällt, ist die Gefahr nasse Füße zu bekommen eher gering. Bei stärkerem Schneefall bin ich nicht mit dem Rennrad unterwegs. Der Schuh besitzt eine sehr gute Kraftübertragung. Er ist deutlich bequemer als mein MTB-Modell Northwave Celsius Arctic 2 GTX, dennoch merkt man beim Pedalieren deutlich, dass der Schuh ein fester Winterschuh und kein Sommerschuh ist. Die Wärmeleistung ist im Vergleich zum Northwave Celsius Arctic 2 GTX geringer.

SIDI ZERO GORE 2 Bildquelle: https://www.sidi.com

Da meine die Northwave-Schuhe sehr warm sind, hatte ich manchmal dass Problem dass mir die SChuhe im Tagesverlauf zu warm wurden. Zum Beispiel bei kaltem Start am Vormittag und leichten Plusgraden um die Mittagszeit oder längerem Sonnenschein bei höherem Sonnenstand im Herbst und Frühjahr. Ich wollte einen wasserdichten Schuh, der sowohl bei Temperaturen um den Gefrierpunkt tragbar ist, als auch bei kühlem Regenwetter. Bei SIDI bin ich fündig geworden. Im Gegensatz zu den zahlreichen Modellen der Marke Northwave, hat der Hersteller SIDI nur jeweils einen Winterschuh für Rennrad bzw. MTB im Programm. Dabei handelt es sich beim oberen Teil des Schuhs um den selben Aufbau. Das Modell fürs Rennrad ist der SIDI ZERO GORE 2 und fürs Mountainbike der SIDI MTB FROST GORE 2. Die Sohlen der zwei Modelle unterscheiden sich jedoch. Der SIDI ZERO GORE 2 fürs Rennrad besitzt eine neuentwickelte MILLENNIUM 5-Sohle, die aus Karbonfaser in einer Nylonmatrix besteht. Dies erhöht die Steifigkeit, macht sie haltbarer und robuster gegen Temperaturschwankungen. Die Kraftübertragung des SIDI ZERO GORE 2 ist sehr gut. Die SIDI MTB-Sohle besteht aus Nylon mit PU (Polyurethan) Einsätzen. Schrauben im Zehenbereich erlauben die Montage geeigneter Steigeisen für besseren Halt im Gelände. Die Sohle bietet die perfekte Mischung aus Steifigkeit und Flexibilität fürs Fahren und Gehen im Gelände. Ich empfinde die SIDI MTB FROST GORE 2 als äußerst bequem. Zugegebenermaßen war ich zunächst etwas skeptisch was den Tragekomfort der SIDI GORE 2 betrifft. Die Schuhe besitzen am Schaft einen Klettverschluss, der sich bei der ersten Fahrt etwas fest anfühlte. Das hat sich jedoch schnell gegeben und mittlerweile empfinde ich die SIDI-Winterschuh annähernd so bequem wie Sommerschuhe. Neben einem Klettverschluss am Schaft, gibt es einen weiteren Klettverschluss über dem Ballenbereich. Hauptverschluss ist ein TECNO-3 SYSTEM-Drehverschluss, durch den sich der Schuh perfekt anpassen lässt. Ich liebe den einfachen Einstieg und Verschluss des Schuhs, die ein schnelles An- und Ausziehen ermöglichen. Die SIDI-Winterschuhe haben ihre Schwäche bei stärkerem Frost und längeren Ausfahrten. Ohne Sonnenschein, bei niedrigerer Anstrengung und dünnen Socken sind Fahrten bei bis zu 10 Grad ohne Wärmestau machbar. So haben mich die Schuhe bereits bei mehrstündigen Fahrten im Dauerregen begleitet.

_________

Erfahre alle Neuigkeiten des Blogs. Melde Dich zum Newsletter an.

Alle Angaben ohne Gewähr. Artikel enthält Werbung da Markennennung

Print Friendly, PDF & Email